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Shalom – Kirche trifft Synagoge

Mit Semjon Kalinowsky (Bratsche), Lübeck
und Prof. Franz Danksagmüller (Orgel), Lübeck

01. Oktober 2017

Anna-Kirche - 18.00 Uhr
Aachen


Die Geschichte der jüdischen Musik reicht Jahrtausende zurück. Die hebräische Bibel nennt in Gen. 4, 21 als Stammvater aller Musiker (konkret: aller Zither- und Flötenspieler) einen Mann namens Jubal. Gesang und Instrumentalspiel waren – vor allem nach der Zeit des Babylonischen Exils – fester Bestandteil des Jerusalemer Tempelkultes. Nach der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 n.d.Z. wurde im Gottesdienst bewusst auf Instrumentalmusik verzichtet – zum einen aus Trauer um die Zerstörung des Heiligtums, zum anderen aus Sorge, durch die Pflege der Instrumente eventuell das Gebot Sabbatruhe zu verletzten. Über viele Jahrhunderte hinweg war der ju¨dische Gottesdienst musikalisch durch den Wechselgesang zwischen dem Solo des Vorbeters (Scheliach Zibbur) bzw. Kantors (Chasan) und dem Antworten der Gemeinde geprägt. Häufig wurde der Kantor von zwei weiteren Sängern unterstützt; in den nord- und osteuropäischen Gemeinden waren dies zumeist ein Knaben-Sopran (Singer) und ein Bass.

Änderungen in dieser Tradition brachte das 19. Jahrhundert mit seinen Reformbewegungen. Europa erlebte bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts hinein eine große Blüte jüdisch-liturgischer Musik, die sich zu einem festen Bestandteil des Kulturlebens entwickelte. Zu dem Kantor trat nun ein Männerchor, später z.T. auch ein gemischter Chor. Die Orgel, die „Königin der Instrumente", erhielt Einzug in die Synagogen: In dem niedersächsischen Ort Seesen am Harz baute der jüdische Kammeragent Israel Jacobsohn 1810 in seinem Tempel als erster ein solches Instrument ein. Bis 1938 fand sich in fast jeder größeren Stadt Deutschlands eine Synagogenorgel, auch wenn sie innerhalb der jüdischen Gemeinschaft niemals völlig unumstritten war: Vielen galt sie zu sehr als christliches Symbol, andere wollten an dem Verzicht auf Instrumentalmusik während des Gottesdienstes festhalten. So findet sich in vielen Noten ein Hinweis der Art: „mit oder ohne Orgelbegleitung zu spielen". Die Neuerungen brachten weitere Veränderungen mit sich: Erstmals wurde die synagogale Musik nach dem Brauch der einzelnen Gemeinden notiert und schriftlich weitergegeben. Kompositionen für die Synagoge entstanden, wobei es zu Wechselwirkungen mit der Kunstmusik der Zeit kam. Einige jüdische Kantoren feierten auch auf den Opernbühnen der Welt Erfolge. Der Holocaust setzte dieser reichen musikalischen Tradition ein gewaltsames Ende. Die Synagogenorgeln wurden mit den Gebäuden zerstört, und viele Noten und andere Zeugnisse gingen verloren oder wurden in der ganzen Welt zerstreut.

Semjon Kalinowsky und Franz Danksagmüller geben mit Werken von Lewandowski, Rheinberger, Bruch, Alain, Sulzer, Gernsheim, Mendelsssohn Bartholdy, Halphen, Bloch und Eccles einen kleinen Einblick in diese Tradition.

Der Eintritt ist frei!